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Gedichte
Frische Luft und Liebe (2018)

ich brauch' keine Klamotten von Armani oder Boss
kein' Ferrari, Lamborghini, Pferd oder Ross
mit `nem SUV kommst Du in der Stadt nicht weit
Alles was ich brauche, das ist mehr Zeit

Ich brauche kein Haus, ich brauche keine Yacht
und ich brauche über andere schon gar keine Macht
ich brauch auch kein Smartphone für 500 Euro
und vor allem keine Krokodillederschuhe
Alles was ich brauche, das ist meine Ruhe

Alles was ich brauche, aha, ist ab und zu meine Ruhe,
Das ist alles, was ich brauche

ich brauche keine Wohnung in einem großen Penthouse
wenn ich die Leute sehe denk' ich:
    ,ach, lasst doch mal die Luft raus!'
auf `ne Langhaarfrisur kann ich gut verzichten (Hä?!)
von Gaultier brauche ich keinen einzigen Duft
Alles was ich brauche, das ist frische Luft

Alles was ich brauche, jaja, ist etwas frische Luft,
Das ist alles, was ich brauche

ich brauche einen Job, der mich nicht zu sehr stresst,
der sich mit meinem Leben gut vereinbaren lässt
verlässliche Freunde, das reicht mir dann schon
denn ich brauch' keine Idole, weder Helden noch Diebe
Alles was ich brauche, ist etwas mehr Liebe

Alles was ich brauche, aha, das ist deine Liebe,
Das ist alles, was ich brauche

ich will auch keine Insel, ganz für mich allein
man kann auch gut zu Hause unendlich einsam sein
keinen Ärger mit den Nachbarn, Kinder im Garten
das darf man schon vom Leben erwarten

Alles was ich brauche, ist ab und zu meine Ruhe
Alles was ich brauche, ist etwas frische Luft,
Alles was ich brauche, das ist deine Liebe,
Alles was ich brauche, ist etwas mehr Zeit -soweit-

|: Eigentlich - brauch' ich den ganzen Luxus nicht :|
doch was soll ich machen mit meinem ganzen Geld?
drum kaufe ich die Sachen, kauf das was mir gefällt,
Ich will
Breitband und Breitwand und HiFi und high class
Von allem das Beste und immer nur Vollgas

|: meine Ruhe, mehr Zeit, deine Liebe, frische Luft :|
Tropfen (1993)

Tropfen fallen aus der Nacht
und sie stranden irgendwo
Sie wurden aus Glas gemacht
und zersplittern

Träume suchen Wirklichkeit
und sie finden keinen Halt
Gedanken sind noch nicht befreit,
wie hinter Gittern

Nebelschleier durchdringen alles
Nebel schließen dich ein
Sie umweben und durchweichen
und hüllen dich vollständig ein

Träume fallen aus der Nacht,
sie bedeuten uns so viel
Gedanken einer Ohnmacht,
kreisen ohne Ziel

Nebelschleier durchdringen alles
Nebel schließen dich ein
Sie umweben und durchweichen
und hüllen dich vollständig ein
Nachtlied (2014)

ein Wind das Nachtlied dringlich bat
gewissenlos sich aufzuschwingen
dabei gab er ihm noch den Rat
nicht von den Wolken abzuspringen

die Welt ergriffen sah hinaus
geplagt von Fernwehsüchten
der Gleichtrott schreit tagein tagaus
man möcht' der Zeit entflüchten

das dunkle Mondlicht scheint schaurigfroh
vom Himmel und zerbricht mitunter
ein Rascheln naht von Irgendwo
ein Laubblatt sinkt hinzu hinunter

und wenn das Morgen uns erreicht
es schnell im Heute sich ergießt
ein Tag dem and'ren Tage gleicht
das Seelenfenster wieder schließt

der Windgesang ist lang' verklungen
die Nacht vom Licht zerfressen
und haben wir auch mitgesungen
des Liedes Weh ist längst vergessen

Druckwerk (2014)

besonders, besser, hinterblieben
und unschwer unweit vielzitiert
- manchmal batteriegetrieben
die Zeit zerstampfte ungeniert

mit Öl und Staub und Blech sie druckten
undatiert und ebendies
es führte zu Zerfallsprodukten
ein Manipulationen-Spieß

empfahl entlang, sogar entgegen?
verklärte Wonne schräg gebrüllt
jahrelang uns zu erregen
und oft danach zerknüllt

Ostergedicht (2007)

Es war einmal ein kleiner Has'
der schnupperte mit seiner Nas'
   an einer großen Blume

Die Blume stand auf einer Wiese
auf der saß auch ein dicker Riese
   der gerne Hasen aß

So kam es, dass der kleine Has'
nicht lange an der Blume saß,
   weil der Riese pflückte diese

Der Duft stieg ihm in die Nas'
das war für ihn mitnichten Spaß
   Er dacht': "Verdammt, ich niese!"

Die Folge war, das laute Niesen
dem Riesen tat den Tag vermiesen
   und er den Hasen ganz vergaß

Eigener Gesang (2013)

Dem alle Stadttor' ausgeraubt,
hinabgeworfen in die Weiten,
Bekanntschaft trotz das Wort geglaubt,
der Wurzel Angelegenheiten

Den schwarzen Rückweg schnell erdacht
an rauhen Essen roten Daches,
Besinnung einer nassen Nacht,
da zogst Du fort erbleichten Baches

Der Gong hinüber früh erklang,
damit er die Gedanken störe.
So lang' der eigene Gesang
Gefahr verfolgt noch Dir gehöre

Vergänglich

Der Schein so weit, er trinkt Geduld,
erhob sich oft, doch fiel er täglich
am Ofen hinter bläulich Schuld
hinunter meine Ehre kläglich.

Den hübschen Eindruck naseweis
genau und zart tief ins Gedränge
errang sich die Erhöhung heiß
in Hinterstübchens weite Gänge

Ein Blumenelf bracht ihn zurück,
das unsichtbare Jammern nickte,
des Scheines Teile Stück für Stück.
Der Zauber sich zu gehen schickte

Grillen

Das Lebensgut, das treibt umher
ganz sacht versunken fest in einem.
Der Sinn, er zischte furchtbar leer.
Verwirrt ich sah mich um nach meinem.

Die Grillen summen pfeilgeschwind
nun aufgeflogen in der Lage
verharrend bösem Brausewind,
Geschichten einer Raubtier-Sage

Die Erde

Wer zischend Riesen toter Rauch
willkommen, wunderschön befindet,
auch einer Seele ohne Brauch
die Augen reuelos verbindet

Die Erde schadlos umzudrehn,
ein Trost, und ist man fertig,
bescheiden bleibt, wer ungesehn
ist allen Kronen gegenwärtig

Ein Friede, eine Zweigestalt,
ihr Aufruhr blies zur Küstenweite.
Sogleich nur noch ein Zirpen galt,
voran gespielt der Jugend Saite.
Der Überfall

Den Räuber gottlos sacht empor
erhebt sein Ruhm nicht sein Humor.
Und an dies Art gewöhnten Volke
verbirgt zum Rausch der Wahrheit Wolke.

Dem Überfall noch nachzusehn,
den Wandel nicht einzugestehn,
wo Funken stirbt so unvorsichtig,
unfreundlich gram und ungewichtig

Den Rückweg wartend, früh genug
erfleht des Tannenwaldes klug
so gegenüber Donners Brausen
zurück zu fliehn in Windes Sausen
Deinem Volk

Deine Blume naseweis gefasst
zappelnd kraftlos kann nicht nennen einen.
Weiteres Betrübnis aufgepasst!
Deinem Wunsche dient es nicht im Reinen.

Eine Tücke schlug dein Volk hervor
drohte, schlief, vernichtet durch Gefahren,
brummte jeder Frau zu viel durchs Ohr,
sollte streichen zwischen ihren Haaren

Sinnen, Denken über Schöneres,
Blättern eine Art Zerbiss zu geben.
Deine Heimat wünschte Goldenes;
ohne euch ist Niemands Seelenleben.
Floß (2012)

Das Floß der Liebe ist zerbrochen
Das Seil zerrissen Stück für Stück
es stets neu zu knüpfen, so wie versprochen
war uns nicht möglich, wir finden keinen Weg zurück

Nur das Kind hält fest unsere Hände
es hat die Kraft, doch wie lange noch?
ein finsterer Tunnel und kein Licht am Ende
was ist geschehen, wir liebten uns doch

Was ist geschehen? Was ist passiert?
Wie kann es sein, dass man sich so verliert?
Die Harmonie, wie weggeblasen
Der Missklang täglich regiert

Wolltest Du 200 Prozent, waren 80 für mich oft genug
zu selten warst Du der Mittelpunkt meiner Welt
Ein Schlagabtausch, Zug um Zug
Eine Frage der Zeit, bis der Glücksstern fällt

War es der Wind? Der Wellen Kraft?
Oder die Langeweile der ruhigen See?
Warum haben wir es nicht geschafft?
Trotz allem Streit, es tut so weh

Noch schwimmen die Teile auf dem Meer des Alltags
ihren Weg gemeinsam in der Strömung blank
Doch die Strudel des Schicksals sind schon zu erahnen
in denen so manches Boot versank

War es der Wind? Der Wellen Kraft?
Oder die Langeweile der ruhigen See?
Warum haben wir es nicht geschafft?
Trotz allem Streit, es tut so weh
Trotz allem Streit, es tut so weh

Nirgendwo (2003)

Ich laufe durch die Straßen,
sehe weder Menschen noch das Licht
bin verzweifelt auf der Suche,
doch was ich suche, weiß ich nicht
Laufe um die Wette,
um die Wette mit mir selbst
Taumel einfach vorwärts,
komme nirgendwo an

Stoß mich selber vorwärts,
bleibe niemals stehen
Verlasse alle Pfade,
will meine eigenen Wege gehen
Durchdringe zähe Massen
beiße mich durchs Gras
Kann weder lieben auch nicht hassen,
es geht immer nur bergan

nur bergan

Fliehe in die Ferne
schaue nicht nach vorn
Ich schaue in die Sterne
fühle mich verloren
Bin auf einer Reise
suche einen Halt
Versuch's auf meine Weise,
und komme kaum voran

kaum voran

Jetzt sing' ich meine Lieder,
träum' vom großen Glück
Gedanken kommen wieder,
bringen die Erinnerungen zurück
Willst du mich begleiten
wenigstens ein Stück
Lass' uns auf Wolken reiten,
wir werden schweben irgendwann

irgendwann
Elfenbein

Ich träumt' von einem Elfenbein,
so zart, so schön so morgenrein
doch einsam sind die Nächte

Ich träumt' von einem Elfenschein,
der mich umgibt nur ganz allein
doch schaurig graut der Regen Mächte

Ich träumt' von meinem Elfensein,
dann schwebte ich Tag aus, Tag ein
doch traurig trübt die Zeit mit Pein

So hol' ich mir das Elfelein,
das da trägt zwei Elfenbein
und wissend es wird meines sein
leuchtet's mir als Sonnenschein

und kommt das Ende meiner Tage,
wird keiner mir zur Seelenplage
keiner stellt mir dann die Frage:
War es doch nur eine Sage?

Schattenwerfer

Ich spüre deinen Atem, doch du siehst mich nicht
Ich höre deinen Atem, doch du spürst mich nicht
Ich sehe deinen Atem, doch du hörst mich nicht

Ich werfe meinen Schatten nach dir
aber ich treffe dich nicht
du trägst dein Lächeln wie ein Schild vor dir

ich werfe meinen langen Schatten
ich werfe meinen schwarzen Schatten
ich werfe meinen schweren Schatten
doch dich umgibt das Licht